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Inklusive Diagnostik im Dialog

In dem vom BMBF geförderten Projekt (2021-2024) wurde ein umfangreiches Qualifizierungsprogramm für eine inklusionskompetente verhaltensbezogene Diagnostik und Förderung der emotionalen und sozialen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen entwickelt und evaluiert. Das Angebot basiert auf einer verstehenden Diagnostik. Dieser Zugang eröffnet innovative Wege, Diagnostik sinnvoll mit Maßnahmen der Förderung der emotionalen und sozialen Entwicklung im inklusiven Unterricht zu verknüpfen. InDiD zielt dabei auf den Kompetenzaufbau von Pädagoginnen und Pädagogen ab und trägt damit zu einer Reduktion des Belastungserlebens auf Seiten der Schülerinnen und Schüler und der Lehrerinnen und Lehrer bei.

Die Qualifikation des pädagogischen Personals im Sinne einer dialogischen verstehenden Diagnostik kann insbesondere, aber nicht nur für Schülerinnen und Schüler in belasteten Lebenslagen eine Chance darstellen, Schule als sicheren Raum zu erfahren, neue Bindungserfahrungen zu machen und längerfristig ein entwicklungs- und lernförderndes Beziehungsverhalten aufzubauen.

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Antrieb und Ziel

Eine steigende Zahl von Attestierungen von Förderbedarfen im Bereich ESE (im Zeitraum 2010-2018 ein Anstieg um 55 Prozent) lässt den Schluss zu, dass Behinderungen nicht allein durch bestimmte Schülerinnen und Schüler in die Organisation hineingetragen werden, sondern dass diese auch in ihr hervorgebracht werden. Zeitgleich stellt diese Vielzahl äußerst zeitaufwändiger sonderpädagogischer Gutachten, die zur Feststellung des Förderbedarfs angewendet werden, eine besonders belastende Aufgabe für Pädagoginnen und Pädagogen dar und bindet Zeit, die an anderer Stelle fehlt. Es wird dabei immer deutlicher, dass die (sonder-)pädagogischen Lehrkräfte sich nicht ausreichend ausgebildet, unterstützt oder mit den erforderlichen Ressourcen ausgestattet fühlen, um den zunehmenden emotionalen und sozialen Herausforderungen auf inklusive und widerstandsfähige Weise zu begegnen.

Der aktuelle Diskurs im Bereich der verhaltensbezogenen Diagnostik ist dabei geprägt von Individualisierung, Pathologisierung und Kategorisierung. Die Zuschreibung einer „Verhaltensstörung” an einzelne Kinder entspricht jedoch nicht den Ansprüchen an ein inklusives Schulsystem. Diagnostische Urteile haben eine große Wirkmacht auf Identitätsentwicklung, Lernen und Bildungsverläufe von Kindern und Jugendlichen, weswegen diese Neuausrichtung diagnostischen Handelns eine große Chance beinhaltet.

Diese Ausgangslage bildet den Hintergrund für das Projekt InDiD, das darauf abzielt, neue Wege in der verhaltensbezogenen Diagnostik und der Förderung der emotional-sozialen Entwicklung zu gehen, um ein inklusives Schulsystem zu stärken und Schule als emotional sicheren Raum für Kinder und Jugendliche sowie für Pädagoginnen und Pädagogen zu gestalten.

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Das Schlüsselkonzept:
eine verstehende dialogische Diagnostik

InDiD rückt den Fokus weg von der Diagnose einzelner Störungen beim Kind bzw. Jugendlichen hin zum Verstehen eines Falles, der in seinen System- und Gesamtzusammenhängen, seinen Einzelelementen (Pädagoginnen und Pädagogen, Schülerin und Schüler, Klasse, gesellschaftlicher Kontext) und in seinen Dynamiken zwischen den einzelnen Elementen betrachtet wird. Ebenso wird der Fokus verrückt von der Frage, warum ein Kind bzw. Jugendlicher sich so verhält, zur Suche nach Antworten auf die Frage, wozu das gezeigte Verhalten dient.

Diese Fokus-Verrückung eröffnet vor allem für den schulischen Alltag neue Möglichkeitsräume für pädagogisches Handeln.

Wenn irritierendem Verhalten nicht disziplinierend, sanktionierend oder ignorierend begegnet wird, sondern Schülerinnen und Schüler dabei begleitet werden sollen, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen, ist es wesentlich, das Verhalten der Kinder und Jugendlichen zu verstehen. So steht im Mittelpunkt einer verstehenden Diagnostik das Erkennen der subjektiven Sinnhaftigkeit des gezeigten Verhaltens, womit sich diese Art der Diagnostik deutlich von einer klassifizierenden und stigmatisierenden Diagnostik abgrenzt.

„Ich erkläre das Verhalten nicht durch die Suche nach irgendwelchen Gründen, sondern ich suche nach Sinnzusammenhängen, wie, wo und warum ein störendes Verhalten einen (über-) lebenswichtigen Sinn für genau dieses Individuum hat.“

(Baumann, 2009)

Die von uns konzipierte verstehende Diagnostik für die Schule setzt auf:

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ganzheitlichkeit

Eine starke Verschränkung von diagnostischem Prozess und pädagogischem Handeln, die in einem zirkulären Prozess aufeinander bezogen sind

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Sinnhaftigkeit

Die Prämisse, dass (auch störende) Verhaltensweisen eines Kindes/Jugendlichen in sich schlüssig sind

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Verstehen

Verstehen der Verhaltensweisen
als sinnvolle Anpassungsleistung
des Kindes/Jugendlichen

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handlungsfähigkeit

Den vorläufigen Charakter von Hypothesen und die Ermöglichung von Handlungsfähigkeit

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einbeziehen der motive

Ein neues Niveau der pädagogischen Begegnung durch die Arbeit an den dahinter liegenden Motiven

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mentale gesundheit

Mentale Gesundheit, Stressreduktion, Empathie und Akzeptanz

Die Kernthemen

Die Praxisphase von InDiD bestand aus drei Modulen, in denen jeweils Präsenztage und online Termine stattgefunden haben. Begleitend wurden Schulbesuche mit Unterrichts-
hospitationen und Gesprächen mit Pädagoginnen und Pädagogen und Schülerinnen und Schülern durchgeführt. Durch die Form der Veranstaltung mit Input-, Erprobungs- und Reflexionsphasen konnten die Teilnehmenden das Gelernte schrittweise in ihre Praxis übertragen, wobei begleitend Praxismaterialien zur Verfügung gestellt wurden.

Ziel ist eine nachhaltige beziehungsorientierte Bearbeitung von verstörendem Verhalten innerhalb diagnostischer Prozesse, wobei sich das Angebot nicht als Verhaltensmanagement-Tool, sondern als eine grundlegende pädagogische Haltung versteht, die geprägt ist von Wahrnehmen, Nachfragen und Hinhören, einem sich Annähern und einem Verstehen.

1 Form der Veranstaltung
Präsenztage
Online Termine
Schulbesuche

 

2 Verschiedene Phasen
Inputphase
Erprobungsphase
Reflexionsphase
3 Schrittweise Übertragung in die Praxis
+ begleitende Praxismaterialien

„Aus einem Nicht-Verstehen und einem Nicht-Verstanden-Werden entwickelt sich häufig ein noch herausfordernderes Verhalten.“

(Blatz, 2018)

Stimmen

Teilnehmende über inDiD

„Austausch mit anderen Schulen ist Gold wert!“

„Diagnostik ist ein sich immer wieder annähern.“

„Wichtig waren die unterschiedlichen Professionen –
nicht nur ein Ding für die Sonderpädagogik!“

„Ich kann Emotionen in meinem Unterricht mehr Raum geben!“ „Ich fühle mich weniger gestresst!“

„Man kam sehr tief in die Auseinandersetzung mit sich selbst!“

Das Forschungsprojekt
„Restorative Approaches in Inclusive School Environments”

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Unser Angebot

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Qualifizierung

Raus aus der Problemtrance und den Verhaltensfallen durch eine neuartige, qualifizierende Unterstützungsstruktur zur nachhaltigen Bearbeitung von herausforderndem Verhalten und Konflikten in Bildungsinstitutionen.

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Lernendes Netzwerk

Ein lernendes Netzwerk als kontinuierlich wachsende Partnerschaft zwischen Wissenschaft und Praxis. Es eröffnet zahlreiche Angebote zur nachhaltigen Unterstützung der Bearbeitung von herausforderndem Verhalten und Konflikten in Bildungsinstitutionen.

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